Die Geschichte von unserem Emilio 🥰


Stark wie ein Bulle aus der Sicht von Emilio (Foto Mitte beim Händler)

 

Es fängt einigermaßen harmlos an, wenn man Glück hat. Einfache Geburt, saubere Box, warme Milch in ausreichender Menge. Natürlich ohne Mutter dabei und in Einzelhaft. Aber Überleben ist immerhin möglich. Mit etwas mehr Glück wächst man, ohne dass man krank wird oder man bekommt tierärztliche Hilfe, falls doch. Läuft also immer noch. Dann kommt man in eine Gruppe mit anderen und wird hoffentlich immer noch ordentlich versorgt. Jetzt wird es eng. Meistens bekommt man als männliches Rind jetzt nochmal kurz kräftig zu futtern und ... das war es dann. 

 

Ausnahmealarm! Ich hatte Mega-Riesen-Glück und wurde als Zuchtbulle ausgewählt. Krass, oder? Wieviel Glück muss man haben? Ich wurde auf einen Transporter getrieben und an einen neuen Platz gebracht. Der Viehhändler, der mich her brachte und immer wieder Tiere vom Hof holte, war über die Jahre derselbe. Er bekam mit, dass das mit meinem Zuchtbullen-Dasein nicht so lief. Ich wurde weg gesperrt, nur noch selten versorgt und schlecht behandelt. Ich wurde immer dünner, ich hatte keine Streu und verletzte mich an meinen vorstehenden Knochen. Die Wunden infizierten sich im Dreck. Ich wurde immer schwächer und musste viel liegen, obwohl ich lieber gestanden wäre in diesem Loch. Aber ich war zu schwach. Ich bekam überall Liegegeschwüre und Abszesse. Der Viehhändler schwatzte mich dem Landwirt wieder ab. Er dachte sich, dass ich besser schnell geschlachtet werden sollte, bevor ich hier noch länger herum liege und von alleine sterbe. Der Landwirt wollte erst nicht. Ich war ja sein Zuchtbulle. Echt jetzt?? Was läuft in diesem Film eigentlich inzwischen alles falsch? Und ich hatte wirklich geglaubt, ich hätte Glück gehabt damals...

Ich stolperte auf den Transporter, mir war alles egal. Viel schlimmer konnte es nicht mehr werden, sterben war auch in Ordnung. Aber vielleicht nicht gerade verhungern bei einem ... na was auch immer. Ich erwartete meinen Tod. Aber irgendwie zog es sich hin. Ich wurde von hier nach da gestellt, wurde wieder besser versorgt, aber ich war zu schwach, um viel damit anzufangen. Immerhin gab es wieder die Möglichkeit, ausreichend zu fressen und zu trinken. 

 

Dann sollte ich wieder auf einen Transporter. Ich hatte Angst, was jetzt wieder kommt, war aber immer noch viel zu schwach, um mich zu wehren. Fast vier Jahre war ich jetzt alt. Die Zierde meiner Rasse. Ein Zuchtbulle. Stank nach Eiter und Scheiße und konnte mich kaum auf den Beinen halten. In meinen tief eingesunkenen Augen war kein Funken Leben mehr und kaum ein Gramm Fett und Muskulatur an meinem Körper. Das wollt ihr essen? Meine Güte, ihr müsst ja noch ärmer dran sein als ich. Ich kam in eine Box mit dick Stroh. Das fiel mir auf, weil es viel bequemer war, als seit langer Zeit. Ansonsten war mir immer noch alles egal. Es gab zu Essen und es roch verdammt gut und war lecker. Aber ich bekam sofort wieder Bauchschmerzen davon und ließ es sein. Die Menschen waren hier plötzlich so aufdringlich. Dauernd war jemand da, starrte mich an, quatschte mich voll. Das fand ich seltsam. Ich war auf der Hut, aber ich war immer noch so schwach. Wie sollte ich mich nur wehren? Na ja, es tat mir niemand etwas, aber denen kann man ja nie trauen. Dann bekam ich eine Schüssel vor die Nase gestellt. Ich habe erst so getan, als würde ich gar nichts merken. Endlich waren alle weg und ich ging mal dran. Und hey: warme Milch?! Das war damals die beste Zeit meines Lebens vor über drei Jahren! Meine einzige gute Erinnerung. Und ich bekam das ab da öfters. Wahnsinn! Und dann war das Bauchweh plötzlich weg (nicht wegen der Milch, aber wegen der Medikamente darin) und ich konnte futtern. Leckere Sachen, muss man sagen. Dafür merkte ich allerdings gleich wieder mehr, wo es mir sonst überall weh tut. Liegen geht hier ganz gut, stehen ist auch ok. Aber das Aufstehen tut jedesmal so weh. Ich glaube, die Leute hier sind ganz nett. Bis jetzt war alles in Ordnung. Anfassen war angenehm, nicht grob, reden war freundlich, kein Geschrei. Zumindest nicht an mich gerichtet. Futter immer pünktlich und genug. Zimmerservice mit Dreck raus und frischem Stroh rein klappt zuverlässig. Ich warte ja noch auf das dicke Ende, wie immer irgendwann bisher. Aber hier kriegt mich so leicht keiner mehr raus, das habe ich mir fest vorgenommen. Vielleicht lass ich mich mal wieder hinter den Hornansätzen kratzen, das war angenehm gestern. Die Dinger wurden mir ja abgeschnitten, da war ich schon erwachsen. Aber egal. Jetzt und hier ist es ok wie es ist. Das ist alles was zählt. Ich bin ein guter Bulle, da bin ich mir sicher. Nur die Stärksten können das nämlich alles so lange überleben!

Euer Emilio

 


Hendrik und seine Traumfrau Lisbeth-Marie 🥰


Mein Name ist Hendrik, und ich möchte euch meine Geschichte erzählen. Fast hättet ihr nie von mir erfahren, aber das Schicksal und die Liebe haben es gut mit mir gemeint…

 

Im Frühjahr 2016 kam ich auf die Welt. Die ersten drei Monate meines Lebens gehören zu den glücklichsten meiner Erinnerungen. Nie wieder habe ich mich so geborgen und sicher gefühlt wie bei meiner Mama. Ich genoss ihre Liebkosungen und natürlich ihre leckere Milch, die ich noch heute auf der Zunge schmecken kann. Ich hatte zwei Kumpels, mit denen ich um die Wette rannte, herumsprang und recht unbeschwert unsere kleine heile Welt erkundete.

Aber der Spaß hatte plötzlich ein Ende. Die Menschen holten uns alle von der Weide in den Stall – und auf einmal war meine Mutter weg! Ich schrie verzweifelt nach ihr, mir war schlagartig kalt und ich fühlte mich allein – hatte sie mich nicht mehr lieb? Zwischen meinen Schreien konnte ich sie rufen hören, auch meine Mama wusste nicht, was geschah. Die Menschen ließen sie nicht mehr zu mir. Anstatt ihrer Milch bekam ich in dieser Nacht nur Heu und Wasser. Allein war ich nicht, meine Kumpels waren bei mir. Eng aneinander gekuschelt schliefen wir, müde vom Rufen nach unseren Müttern, ein. Ich hoffte, am nächsten Tag unter Mamas liebevollen und wachsamen Augen aufzuwachen, aber ich habe sie nie wieder gesehen.

Später erfuhr ich, dass die meisten Kälber ihren Müttern weggenommen werden. Viele dürfen nicht einmal drei Monate zusammenbleiben. Und warum? Nun, die Menschen wollen die Kuhmilch, die eigentlich für mich und viele andere Kuhbabys bestimmt ist, trinken und verkaufen. Deshalb reißen sie unsere Familien auseinander, denn sie wollen die Milch für sich allein.

 

Fünf Monate lang lebte ich dann in einem kleinen Stall. Der Boden war hart, es war eng und es roch nicht gut. Zu essen gab es in dieser Zeit reichlich, und außer essen konnten wir nicht viel machen, denn wir waren eingesperrt. Die Menschen sagten, wir sollten „Schlachtgewicht“ bekommen und mästeten uns. Unglücklich nahm ich mein neues Leben hin.

Als ich dachte, dass ich bis an mein Lebensende in diesem Stall bleiben muss, fuhr eines Tages ein großer Transporter auf den Hof. Mit einigen anderen Bullen und Kühen drängte der Bauer mich hinein. Angst stieg in mir hoch – wohin sollte die Reise gehen? Ich schaute mich um, aber blickte nur in fragende Gesichter. Mehrere Stunden verbrachten wir zusammen eingepfercht auf der Ladefläche, während wir unserem unbestimmten Ziel entgegenfuhren. Ich hörte viele traurige Geschichten, die ich nicht glauben wollte: von Kuhmüttern, die in Ketten leben mussten, denen man die Kinder geraubt hat und die nun zu wenig Milch für die Menschen gaben, von anderen Kuhkindern, die ihre Mamas nie kennenlernen durften, und von erwachsenen Bullen, die ausgedient hatten.

Dann sah ich – zwischen all den anderen – Lisbeth zum ersten Mal. Ja, ich geb’s zu: Ich habe mich sofort Hals über Kopf in sie verknallt! In ihr schönes blondes Haar, das kleine Öhrchen und ihr sanftes Gesicht. Der Wagen stoppte schließlich und wir wurden alle in ein Gatter gelassen. Da standen schon viele andere Rinder, aber ich hatte nur Augen für Lisbeth und drängelte mich zu ihr durch. Ich spürte, dass sie Angst hatte, genau wie alle anderen, genau wie ich … und ich versuchte, stark für uns beide zu sein. Nach der anstrengenden Fahrt futterten wir zusammen Heu und schliefen, unter den Klageliedern der anderen Rinder, bald Seite an Seite ein. Lisbeth und ich hatten zwei Tage, um uns besser kennenzulernen. Und was soll ich sagen? Wir verstanden uns super! Doch was hatten die Menschen mit uns vor?

 

Am nächsten Tag kamen zwei Frauen und schauten uns alle genau an. Immer wieder fiel das Wort „Schlachtrampe“. Panik machte sich unter uns breit. Zwei sehr nette Kuhomis wurden aus dem Gatter herausgeholt. Eine der Frauen interessierte sich dann für Lisbeth. Ich bekam Angst … sollte ich nun auch noch Lisbeth verlieren? Sie machte Fotos von uns – es fiel schwer glücklich zu schauen – und fuhr mit ihrer Freundin wieder davon. Ich war einfach nur erleichtert, dass Lisbeth noch bei mir war. Zwei Tage später, es war Ende Januar 2017 und Lisbeth und ich waren nun ein Paar, kam die Frau wieder. Zusammen mit dem Mann, bei dem wir untergebracht waren, fuhr sie einen Anhänger vor und meine schlimmste Befürchtung trat ein: Sie wollten meine Lisbeth!

Ich nahm allen Mut zusammen, um sie zu beschützen, sprang dazwischen und trat wild um mich! Vergebens, Lisbeth wurde auf den Hänger gebracht. Plötzlich schaute mich die Frau an: „Du bist ein mutiger, wilder kleiner Kerl, wenn du jetzt brav bist, dann darfst du auch mit!“ Es war mir egal, wo die Reise hingeht, ich wollte nur zu Lisbeth. Also folgte ich ohne zu murren. Heute weiß ich, dass mir meine Liebe zu Lisbeth das Leben gerettet hat. Wären wir länger in diesem Gatter geblieben, hätte der Schlachter uns beide getötet – das bedeutet „Schlachtrampe“. Die Frauen aber brachten uns auf einen Lebenshof, auf dem wir und viele andere Rinder wirklich leben dürfen. Wir haben große, saftige Weiden und im Winter einen geräumigen, warmen und trockenen Laufstall. Mit unseren Freunden hier haben Lisbeth und ich schon viel erlebt. Das Beste aber ist, dass ich mit meiner Traumfrau alt werden darf. Ja, unsere Liebe hält noch immer, wir gehen durch dick und dünn und ich passe weiterhin auf sie auf. 

Die Rinder, die mit uns auf dem Transporter standen, hatten nicht unser Glück. Sie können ihre Geschichten nicht mehr erzählen. Ihr Leben wurde auf der Schlachtrampe beendet.


Die Geschichte von unserer Lilli 🥰


Lilli - derselbe Landwirt, fast dieselbe Stelle, wo auch Otto lag und auf seinen Tod gewartet hat.

Lilli, ein Abfallprodukt einer herz- und skrupellosen Industrie. Sie lag in der prallen Sonne, stark dehydriert, einfach zum Sterben zurück gelassen. Hätte sie den nächsten Tag überlebt, wäre sie zu schwach gewesen, um auf eigenen Beinen zur Schlachtung laufen zu können.

 

Melanie nahm auch dieses Mal kurz entschlossen die Kleine einfach mit und fuhr sofort zum Tierarzt. Auch hier wieder das volle Programm, wie bei Otto zuvor - Infusionen, Elektrolyte, Entzündungshemmer.

 

Danach brachte Melanie die Kleine auf den Hof, um sie weiter zu behandeln. Nach den letzten Infusionen konnte sie sich endlich wieder von selbst auf den Beinen halten. Die nächsten Tage waren ein Auf und ein Ab. Zunächst ging es Lilli besser, zwei Tage nach ihrer Rettung wurde es wieder schlimmer. Die Lunge war geschädigt und machte uns große Sorgen.

 

Irgendwann war es soweit, unsere Lilli machte ihren ersten Sprung auf dem Hof - das war der Sprung ins Leben!

 

Lilli hat sich wunderbar eingelebt, springt und tobt wie es sich für ein glückliches Wesen gehört, und hat in Otto, Flora und vielen anderen Rindern tolle Freunde gefunden.

 

Text: Nico Dietrich


Die Geschichte von unserem Otto 🥰


Otto - Am 06.06.2016 um die Mittagszeit hielt Melanie Vogelei an einem Hof an, um mit dem Landwirt etwas zu klären. Dieser war nicht anwesend, dafür fand sie IHN - ein kleines hilfsloses Bündel, mehr tot als lebendig, völlig dehydriert, abgemagert, bewegungslos, vollgeschmiert mit Durchfall und flach atmend. Lange nachgedacht hat Melanie nicht - sie packte den kleinen Mann ins Auto und fuhr sofort zu unserer Tierärztin. Unsere Hoffnung war nicht sehr groß, leblos lag er da.....

 

Infusionen, Elektrolyte, Entzündungshemmer, er bekam das voll Programm. Nach den Infusionen stand er auf, trank Wasser, dann brach er wieder zusammen. Auf einer Bahre wurde er in einen der Pferdeställe getragen, er bekam weiter Infusionen. Melanie organisierte schnell noch Kälberaufzuchtmilch und er trank.

 

Am 08.06.2016 brachten wir Otto in die Klinik nach Giessen und das Bangen ging weiter. Er war sehr schwach, der Pansen arbeitete nicht richtig, aber Otto kämpfte, er wollte leben! All unser Hoffen, die gute Arbeit der Klinik und alle guten Wünschen von Freunden und Unterstützern zeigten letztendlich Wirkung und alles wurde gut.

 

Am 18.06.2016 durfte Otto endlich die Klink verlassen und die Reise zum "Lebenshof Wilde Hilde" in eine neue sichere Heimat antreten.

 

Heute ist Otto quietschfidel und hat Anschluss an die Herde gefunden. Er war zwar ein kleiner Kümmerling, aber gesund, neugierig und verschmust. Seine Hörnchen haben seine Zieh-Mama Melanie spürbar geärgert. Er hüpft und springt jetzt sorgenfrei umher, ist sehr gern mit seinen Freunden Lilli und Flora zusammen und ist zu einem wunderschönen Ochsen heran gewachsen.

 

Otto kann sich nun auf ein langes und freies Leben freuen, ein Leben, was auch den Namen "Leben" verdient.

 

Text: Nico Dietrich



 

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Manchmal kann es vorkommen, dass Vollpatenschaften übernommen werden, obwohl schon Paten für ein Tier vorhanden sind. Jeder soll sich das Tier aussuchen können, welches ihm ins Herz gesprungen ist, und in dem Fall fängt das gut bepatete Tier andere Tiere ab, die vielleicht keine oder nur wenige Paten haben. Auch unsere gering bepateten Schützlinge haben natürlich Hunger und müssen versorgt werden, deshalb stehen fast alle Tiere für Patenschaften zur Verfügung.

 Danke für Ihr Verständnis! ❤️


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Wir danken allen lieben Unterstützern. ❤️